Wasser Keime

Durch Verschmutzung wird Trinkwasser in der Gemeinde plötzlich zur Gesundheitsgefahr

Am Donnerstag, den 21.09.2017, heulten gegen 18:30 Uhr vielerorts die Sirenen. Doch nicht ein Großbrand war die Ursache für die Alarmierung der Ortsfeuerwehren, sondern die Verunreinigung des Trinkwassers. Und so mussten über 90 Kameradinnen und Kameraden im Rahmen der Amtshilfe Handzettel an die über 6000 Haushalte in der Gemeinde verteilen und somit auf die Gefahr des verkeimten Trinkwassers hinweisen. Auch in Adensen und Hallerburg waren die freiwilligen Einsatzkräfte unterwegs und informierten die Bürgerinnen und Bürger mittels eines Handzettels.

Trinkwasser zählt zu den streng überwachten Lebensmitteln und kann bedenkenlos getrunken werden. Doch genau dies war plötzlich nicht mehr der Fall. Über 6000 Haushalte waren betroffen und mussten durch den Wasserversorger „ÜWL“ darüber informiert werden, dass ihr Trinkwasser mit sogenannten „Coliformen Keimen“ belastet ist. Eine wahre Schreckensstunde für die über 12000 Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Nordstemmen. Und so wurde auch die Freiwillige Feuerwehr hinzugezogen, damit wirklich jeder Haushalt eine dementsprechende Information erhielt.

Was sind Coliforme Keime und wie gelangen sie ins Trinkwasser

Coliforme Keime sind sogenannte umweltassozierte Mikroorganismen, die keine direkte Gefahr für den Menschen darstellen. Sie kommen in der Umwelt in unbedenklicher Konzentration. z.B. im Boden. vor. „Coliform“ ist jedoch nur der Überbegriff und stellt den Namen der Gattung dieser Keime dar. In die Gruppe der Coliformen Keime findet man daher auch das Escherichia Coli Bakterium, welches ausschließlich durch fäkale Verunreinigungen vorkommt. Coliforme Keime sind zunächst Indikatorkeime und noch keine Krankheitserreger. Werden Coliforme Keime im Wasser gefunden, lässt dies auf Probleme im natürlichen „Schutzschild“ des Wassers schließen, was wiederum die Belastung durch andere, deutlich gefährlichere, Keime ermöglicht.

Welche Gefahr geht von Coliformen Keimen aus?

Coliforme Keime sind aus mikrobiologischer Sicht erst einmal nicht gefährlich für den Menschen. Coliforme sind Bestandteil des sogenannten natürlichen Biofilms, der in jedem Wassernetz zu finden ist. Gerät dieser natürliche Schutz aber aus dem Gleichgewicht, können sich andere Bakterien und Keime besonders gut vermehren und verteilen. Im Gegensatz zu den unbedenklichen Keimen der coliformen Keimgruppe, zählen beispielsweise E-Coli-Bakterien zu den für den Menschen gefährlichen Erregern. Diese Erreger lösen im schlimmsten Fall schwere Magen- und Darmerkrankungen mit Erbrechen und Durchfall aus. Dann sind besonders ältere und immungeschwächte Menschen, aber auch Kinder und Säuglinge besonders gefährdet.

Und in der Gemeinde?

Hier warnt der Wasserversorger ÜWL vor einer allgemeinen Panikmache, denn bei der Routinekontrolle wurde zwar eine Keimart der Coliformen Gattung entdeckt, es handele sich hierbei aber nicht um das Darmbakterium E-Coli. Dennoch ist ein Befund, der über das natürliche Ausmaß hinausgeht, ein meldepflichtiges Ereignis und muss, gemäß der Trinkwasserverordnung, an das zuständige Gesundheitsamt weitergeleitet werden. Und dieses hat sofort reagiert und ein Abkochgebot veranlasst. Gemäß der Hygieneverordnungen des Landes und in der Trinkwasserverordnung zählt diese Maßnahme zu einem notwendigen Vorgehen, welches gesetzlich vorgeschrieben ist. Besonders kranke, immungeschwächte und ältere Menschen müssen besonders vorsichtig sein und ihr Wasser unbedingt abkochen. Gleiches gilt für Familien mit kleinen Kindern und Säuglingen. Aber auch nicht immungeschwächte Bürgerinnen und Bürger sollten sich an das Abkochgebot halten, um einer möglichen gesundheitlichen Gefährdung entgegenzuwirken.

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Wie geht es weiter?


Aktuell hat der Wasserversorger angekündigt, dass eine Fachfirma mit der Spülung des Trinkwassernetzes beauftragt ist. Es kommt also immer wieder zu kurzzeitigen Druckschwankungen in der Leitung. Nach Abschluss der Maßnahme erhofft sich der Wasserversorger ÜWL, dass die Keimbelastung wieder ein Nullniveau erreicht hat, und das Abkochgebot somit erlischt.

Stand: 25.09.2017

Update 17.10.2017:

Der Wasserversorger "ÜWL" konnte für die beiden Ortschaften Adensen und Hallerburg wieder Entwarnung geben. Die Ortsfeuerwehr unterstützte auch hier wieder die ÜWL mit der Bekanntmachung und verteilte Handzettel an alle Haushalte. Das Abkochgebot ist also wieder aufgehoben!